Parodontose

Parodontose - eine unabwendbare Volkskrankheit?

Die Zahlen schwanken. Vorsichtige Schätzungen rechnen damit, dass jeder Zweite der über 40-jährigen an Parodontose leidet. Mit scheinbar harmlosem Zahnfleischbluten fängt es an, am Ende fällt der Zahn aus. Wer einmal Parodontose hat, wird lebenslang mit ihr zu tun haben und nur durch regelmäßige Behandlung einen Zahnfleischrückgang verhindern können. Früher war das eine schmerzhafte Angelegenheit. Heute stehen zum Glück schonendere Methoden zur Verfügung.  

Parodontose kommt von Parodont, zu Deutsch Zahnhalteapparat. Korrekterweise bezeichnet Parodontose einen nichtentzündlichen Abbau des Zahnhalteapparates.
 


Die folgenreichere Erkrankung des Zahnhalteapparats wird als Parodontitis bezeichnet. Sie ist eine entzündliche Erkrankung und wird durch Bakterien in der Mundhöhle und die Reaktion des Körpers auf deren Eindringen ins Zahnfleisch hervorgerufen. Vor allem bei Menschen ab 35 Jahren zieht die Immunabwehr immer häufiger den Kürzeren. Dann greift der Körper zu seinem letzten Mittel. Um den Knochen vor Entzündungen zu schützen, baut er ihn einfach ab. Der Zahn fällt aus, das Problem scheint gelöst zu sein.
 
Die Parodontose ist ebenfalls sehr häufig. Sie führt aber selten zum kompletten Zahnverlust. Ihre Ursachen sind primär in anatomischen Gegebenheiten und in der Überbelastung von Zähnen zu suchen. Sie wird von Patienten durch freiliegende Zahnhälse in Verbindung mit Zahnempfindlichkeit und ästhetischer Beeinträchtigung bemerkt. Bei längerem Bestehen treten auch oft Substanzverluste der Zähne in Form von keilförmigen Defekten auf. Die Therapiemöglichkeiten gehen von Zahnhalsversiegelung, Zahnhalsfüllung über Schienentherapie bis zur Wiederherstellung des Zahnfleisches durch ein Bindegewebstransplantat.
 



Die Therapie der Parodontitis zielt vor allem auf die Beseitigung der gefährlichen Bakterien ab. Dazu genügt es nicht, dass der Zahnarzt eine einmalige Behandlung durchführt. Zwar werden in einer Ersttherapie die Angreifer eliminiert, Zahnbeläge und Konkremente (harter Zahnstein zwischen Zahnfleisch und Zahnwurzel) entfernt aber geheilt ist der Patient damit nicht. Jetzt müssen Zahnarzt und Mundhygienespezialistin durch ständige Kontrolle verhindern, dass die Bakterien das Milieu wieder schädigen können. Das kann bei anfälligen Patienten schon nach sechs Wochen wieder der Fall sein. Bei anderen dauert es drei, manchmal sechs Monate. In diesem Zeitraum muss die Prophylaxe erfolgen. Wichtig ist also nicht nur die Ersttherapie, sondern auch die am individuellen Bedarf orientierte wiederkehrende Vorbeugungsbehandlung.

 

Die Behandlung der Parodontitis

Den Beginn der Therapie zur Erhaltung der Zähne bei einer Parodontitis stellt die Vorbehandlung in Form eines intensiven Mundhygieneprogramms dar. Diese ist für eine erfolgreiche Therapie absolut unentbehrlich. Bei einer Entzündung des Zahnhalteapparates ist eine Behandlung auf einen Schlag nicht möglich. Die vollständige Beseitigung von Belägen, Zahnstein und die individuelle Anleitung zur perfekten Mundhygiene, sorgt für einen Rückgang der Entzündung am Zahnfleischrand (siehe Bilder oben). Dies wird meist auch von den Patienten selbst bemerkt, indem es beim Zähneputzen weniger blutet und auch schon weniger schmerzhaft ist. Außerdem ist damit die Voraussetzung für den zweiten Schritt der Parodontitisbehandlung geschaffen. Er besteht in der Behandlung des knochennahen Anteils des Zahnhalteapparates.

Ziel bei diesem unter Betäubung durchgeführten Eingriffes ist die Entfernung der in tiefen Taschen unter dem Zahnfleisch befindlichen harten und weichen Ablagerungen (erstes Bild), das vorsichtige Abschaben der bakterienverseuchten Zahnwurzel, deren Glättung, sowie gegebenenfalls die Verbesserung der anatomischen Verhältnisse. Auf Entfernung des entzündlich veränderten Zahnfleisches kann bei moderner Behandlung durch die Vorbehandlung weitgehend verzichtet werden. Das Ziel ist nicht die Entfernung sondern die Regeneration des erkrankten Gewebes.

 
 
Für die Durchführung diese Eingriffes gibt es im wesentlichen zwei Methoden, nämlich die konservative und die chirurgische Methode. Man spricht auch oft von geschlossener und offener Behandlung. Die beiden Varianten werden manchmal auch bei ein und demselben Patienten kombiniert. Bei beiden Methoden erfolgt die Reinigung der tiefen Zahnfleischtaschen mit einem Ultraschallgerät und feinen Handinstrumenten, die sogenannten Küretten (siehe Bild). Die Entscheidung für eine der beiden Möglichkeiten hängt unter anderem von der Zugänglichkeit der erkrankten Stellen ab. Ist ein sorgfältiges Reinigen und Glätten ohne direkte Sicht auf die zu behandelnden Stellen möglich, kann oft geschlossen behandelt werden. Sind besonders tiefe Taschen oder ungünstige Wurzeleinziehungen vorhanden, wird in der Regel die offene Methode durchgeführt. Sie gibt auch die Möglichkeit, die lokalen anatomischen Verhältnisse zu verbessern. So sind oft seitlich der Wurzeln Verdickungen des Kieferknochens vorhanden, die die Entstehung von Taschen fördern, da sie eine dichte Anlagerung des Zahnfleisches an den Zahn verhindern. Bei der konservativen Methode erfolgt dies einfacher durch Einführen der Instrumente in die Zahnfleischtasche. 
 
Das früher durchgeführte Abschneiden von Zahnfleisch mit anschließend weit freiliegenden Zahnhälsen wird heute nicht mehr durchgeführt. Die körperliche Belastung wird durch das schrittweise Vorgehen in erträglichen Grenzen gehalten. Dies gilt auch für den Fall, dass eine Behandlung mit der offenen Methode notwendig ist. Die modernen feinen Instrumente und das mikrochirurgische Nahtmaterial sorgen auch hierbei für einen minimales Trauma.
 
Ganz entscheidend ist jedoch nach der erfolgreichen Erstbehandlung die Langzeitbetreuung in der Prophylaxe. Ohne diese müsste man nach 5 Jahren von vorne anfangen. Sorgen Sie durch Ihre eigene gute Mitarbeit und 3-4 Prophylaxe-Kontrollbehandlungen im Jahr dafür, dass das erzielte Behandlungsergebnis dann auch dauerhaft erhalten bleibt.

 

Copyright © 2016 | Sun Zahnarztpraxis | Web Design Deltawebsistem